Im Osten Russlands wird intensiv an der Errichtung neuer Gasförderungszentren und eines einheitlichen Systems für Gastransporte gearbeitet. Sie sollen Gaslieferungen für Verbraucher in den Regionen Ostsibiriens und des Fernen Ostens nachhaltig gewährleisten und es ermöglichen, eine neue leistungsstarke Route für russische Gaslieferungen in die Länder der asiatisch-pazifischen Region zu schaffen.
Zahlen und Fakten
Die primären Gasressourcen des russischen Festlandes im Osten belaufen sich auf insgesamt 52,4 Billionen Kubikmeter, die des Schelfs auf 14,9 Billionen Kubikmeter.
Video über das Östliche Gasprogramm, 10 Minuten
Die Vorräte an Industriegas (Kategorie А+В+С1+С2) in den Lizenzblöcken der Gazprom in Ostsibirien und im Fernen Osten liegen bei über fünf Billionen Kubikmetern.
Das staatliche „Programm zur Errichtung eines einheitlichen Gasförderungs-, Gastransport- und Gasversorgungssystems in Ostsibirien und im russischen Fernen Osten unter Berücksichtigung möglicher Gasexporte an die Märkte Chinas und anderer Länder der asiatisch-pazifischen Region“ (Östliches Gasprogramm) wurde im September 2007 durch Weisung des Ministeriums für Industrie und Energiewirtschaft der Russischen Föderation gebilligt. Die Regierung beauftragte Gazprom damit, die Umsetzung dieses Programms zu koordinieren.
Struktur des Megaprojekts
Gasförderungszentrum Sachalin
Die umfangreichen erkundeten Vorräte der Lagerstätten auf dem Schelf von Sachalin ermöglichten es, dort ein Gasförderungszentrum zu schaffen und Lieferungen an Verbraucher im Fernen Osten sowie für den Export aufzunehmen. Gazprom setzt in dieser Region zwei Großprojekte um – Sachalin II (Lagerstätten Piltun-Astochskoje und Lunskoje) und Sachalin III (Lagerstätten Kirinskoje, Juschno-Kirinskoje und Mynginskoje auf dem Feld Kirinski sowie Felder Ajaschski und Wostotschno-Odoptinski).
Gasförderungszentrum Jakutien
Gasvorräte der Lagerstätte Tschajandinskoje
Die Basis für die Errichtung dieses Gasförderungszentrums bildet die in Jakutien größte Lagerstätte Tschajandinskoje (ca. 1,4 Billionen Kubikmeter Gas). Der Konzern verfügt auch über Lizenzen für die Gasfelder Soboloch-Nedschelinskoje, Werchnewiljutschanskoje, Tas-Jurjachskoje und Srednetjungskoje.
Gasförderungszentrum Irkutsk
Gasvorräte der Lagerstätte Kowyktinskoje
Die Basis für die Errichtung dieses Gasförderungszentrums bildet die im Osten Russlands größte Lagerstätte Kowyktinskoje (mehr als 2,7 Billionen Kubikmeter Gas). In der Nähe der Lagerstätte Kowyktinskoje hat der Konzern die Lagerstätte Tschikanskoje entdeckt.
Gasförderungszentrum Kamtschatka
Gazprom setzt das Gasversorgungsprojekt für die Verwaltungsregion Kamtschatka um. In dessen Rahmen beutet der Konzern die Lagerstätten Kschukskoje und Nischne-Kwaktschikskoje an der Westküste der Halbinsel Kamtschatka aus und liefert Gas an Verbraucher nach Petropawlowsk-Kamtschatski und in andere Orte.
Gasförderungszentrum Krasnojarsk
Gazprom verfügt über Lizenzen für mehrere Gasfelder in der Verwaltungsregion Krasnojarsk. In Zukunft ist dort die Errichtung eines Gasförderungszentrums avisiert.
Gastransportsystem
Der Ausbau von Gastransportkapazitäten erfolgt in den östlichen Regionen zeitgleich mit dem Ausbau der Gasförderung. Das im Osten entstehende Gastransportsystem soll in Zukunft mit dem Einheitlichen Gasversorgungssystem Russlands verbunden werden und somit den weltweit größten technologischen Komplex bilden.
Gazprom hat im Osten Russlands das Gastransportsystem Sachalin – Chabarowsk – Wladiwostok gebaut, das durch das Verwaltungsgebiet Sachalin sowie durch die Verwaltungsregionen Chabarowsk und Primorje verläuft. Bauarbeiten an der Gaspipeline Power of Siberia sind im Gange, deren Trasse durch das Verwaltungsgebiet Irkutsk, die Republik Sacha (Jakutien) und das Verwaltungsgebiet Amur verläuft. Weiter hat der Konzern die Ferngasleitung Power of Siberia, deren Trasse durch das Verwaltungsgebiet Irkutsk, die Republik Sacha (Jakutien) und das Verwaltungsgebiet Amur verläuft, in Betrieb genommen. In Zukunft können Sachalin – Chabarowsk – Wladiwostok und Power of Siberia in der Gegend um Chabarowsk miteinander verbunden werden.
Die Grundlage für die Entwicklung des Gasversorgungssystems der Verwaltungsregion Kamtschatka bildet die von der Gazprom gebaute Ferngasleitung Sobolewo – Petropawlowsk-Kamtschatski.
Gasverarbeitung
Die Gasbranche und die Verarbeitungsindustrie entwickeln sich im Osten Russlands komplex und orientieren sich an einer maximal effizienten Nutzung von Mehrkomponentengas aus den Lagerstätten im Osten.
Das Gasverarbeitungswerk Amur der Gazprom soll zum größten in Russland werden.
Der Betrieb wird Gas aus den Gasförderungszentren Jakutien und Irkutsk verarbeiten sowie hochwertige Komponenten für die Gaschemie und andere Industriezweige daraus gewinnen. Produkte dieses Betriebs sind sowohl für den Binnenmarkt, als auch für ausländische Märkte bestimmt.
Umsetzung des Projekts
Im Osten Russlands sind bereits neue Gasförderungszentren im Verwaltungsgebiet Sachalin und in der Verwaltungsregion Kamtschatka entstanden. Die Errichtung des Gasförderungszentrums Jakutien befindet sich in der aktiven Phase, in Aussicht gestellt werden die Zentren Irkutsk und Krasnojarsk.
Gasförderungsprojekte
2009 startete die Gasförderung im Rahmen des Projekts Sachalin II.
2010 nahm Gazprom die industrielle Gasförderung aus der Lagerstätte Kschukskoje und 2011 aus der Lagerstätte Nischne-Kwaktschikskoje in der Verwaltungsregion Kamtschatka auf. Sollleistung insgesamt – 750 Millionen Kubikmeter Gas jährlich.
2014 nahm der Konzern den industriellen Betrieb der Lagerstätte Kirinskoje im Rahmen des Projekts Sachalin III auf. Ferner entdeckte Gazprom auf dem Schelf von Sachalin neue Lagerstätten: Juschno-Kirinskoje, Mynginskoje und eine Lagerstätte in der Struktur Juschno-Lunskaja.
2019 begann Gazprom mit der Gasförderung aus der Lagerstätte Tschajandinskoje in Jakutien. Die Probeförderung von Erdöl aus dieser Lagerstätte startete 2014.
Die Lagerstätte Kowyktinskoje im Gebiet Irkutsk befindet sich in der Phase des industriellen Probebetriebs.
Transportprojekte
38
Milliarden Kubikmeter
Gas jährlich
Exportleistung der Gaspipeline Power of Siberia
2010 wurde die Ferngasleitung Sobolewo – Petropawlowsk-Kamtschatski in Betrieb genommen. Länge – 392 Kilometer, Leistung – bis zu 750 Millionen Kubikmetern Gas jährlich.
2011 nahm Gazprom den ersten Abschnitt des Gastransportsystems Sachalin – Chabarowsk – Wladiwostok in Betrieb. Die Gesamtlänge dieser Pipeline beträgt über 1.800 Kilometer. Nach vollständigem Ausbau wird das System es ermöglichen, ca. 30 Milliarden Kubikmeter Gas von der Insel Sachalin zu transportieren.
2014 begann der Konzern mit dem Bau der rund 3.000 Kilometer langen Gaspipeline Power of Siberia. Exportleistung – 38 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich. 2019 wurde die Gaspipeline in Betrieb genommen. Gazprom startete Pipelinelieferungen von russischem Erdgas nach China (Gebaut wurde ein 2.200 Kilometer langer Abschnitt der Gaspipeline aus Jakutien bis zur Grenze zur VR China in der Umgebung von Blagoweschtschensk).
Gasverarbeitungsprojekte
Ein Werk für die Herstellung von verflüssigtem Erdgas wurde im Rahmen des Projekts Sachalin II im Februar 2009 in Betrieb genommen. Die Sollleistung der beiden technologischen Ausbaustufen beläuft sich auf 9,6 Millionen Tonnen LNG jährlich. Geplant ist eine Aufstockung der Kapazität dieses Betriebs durch die Errichtung der dritten technologischen Ausbaustufe.
Im Oktober 2015 wurde mit dem Bau des Gasverarbeitungswerkes Amur begonnen. Die schrittweise Inbetriebnahme der Ausbaustufen dieses Gasverarbeitungswerkes wird zeitgleich mit dem Ausbau der Förderkapazitäten der Gazprom in Jakutien und im Verwaltungsgebiet Irkutsk erfolgen.
Technologien
Bei der Implementierung der Projekte im Osten des Landes bedient sich Gazprom unter schwierigen Natur- und Klimaverhältnissen fortschrittlicher technischer Lösungen sowie höchst zuverlässiger, unter anderem energiesparender Technologien mit geringem Personalbedarf. Dies ermöglicht es, das an Kohlenwasserstoffen reiche Potential der Lagerstätten in Ostsibirien und im Fernen Osten effizient zu nutzen.
Für die Ausbeute der Lagerstätte Kirinskoje auf dem Schelf von Sachalin schuf Gazprom erstmals in der Geschichte der heimischen Gasindustrie eine Anlage für die Unterwasserförderung.
Heutzutage ist es die einzige Lagerstätte auf dem russischen Schelf, wo die Förderung ohne Einsatz von Plattformen und Überwasseranlagen erfolgt.
In Jakutien werden auf der Lagerstätte Tschajandinskoje unter anderem Technologien mit geringem Personalbedarf zum Einsatz kommen. Sie setzen voraus, dass die Überwachung des Betriebs von Anlagen und die komplette Steuerung der Objekte automatisch gewährleistet werden und dass autonome Energieversorgungsquellen (aufgrund erneuerbarer Energiequellen) verwendet werden. Dort wird auch erstmals in Russland eine Technologie für die industrielle Gewinnung von Helium aus Erdgas mittels Membranverfahren unmittelbar auf einem Gasfeld eingesetzt.
Beim Bau der Ferngasleitung Sobolewo – Petropawlowsk-Kamtschatski berücksichtigte der Konzern die erhöhte seismische Aktivität der Halbinsel Kamtschatka. Die Sicherheit der Ferngasleitung wird unter anderem anhand von speziellen technischen Lösungen gewährleistet. So sind mehrere Stützen von Flussüberquerungen der Ferngasleitung nicht starr mit dem Rohr verbunden. Dadurch können sich die Stützen bei Erdbebenaktivität seitlich verschieben, ohne die Ferngasleitung zu gefährden.
In der Verwaltungsregion Primorje wurde im Rahmen des Projekts für den Bau des Gastransportsystems Sachalin – Chabarowsk – Wladiwostok eine Gasleitung zu Ortschaften verlegt von der Gasverteilerstation Wladiwostok bis zur Insel Russki mit einer Abzweigung zum Heizkraftwerk Wladiwostok. Der schwierigste Abschnitt dieser Ferngasleitung – die aus zwei Strängen bestehende Unterquerung unter dem Östlichen Bosporus – wurde im Richtbohrverfahren gebaut. Zum Zeitpunkt der Bauarbeiten hatte diese Unterquerung russlandweit keines gleichen, wenn man die äußerst schwierigen geologischen Verhältnisse (Felsgestein), die Länge (jeder Strang je 2,8 Kilometer lang) und den großen Durchmesser des Schachts (762 Millimeter) bedenkt.
Beim Bau der Pipeline Power of Siberia verwendet Gazprom unter anderem Stahlrohre mit glatter korrosionsbeständiger Innenbeschichtung aus russischer Produktion. Diese Technologie verringert den Energieverbrauch für Gastransporte, weil dadurch die Unebenheiten eines Rohres und dementsprechend die Reibung geringer sind. Die Außenabdichtung der Rohre ist aus innovativen heimischen Nanoverbundstoffen angefertigt und stellt eine hochgradige Korrosionsbeständigkeit der Gaspipeline sicher. Für die Durchquerung tektonisch aktiver Bruchstellen werden Rohre mit erhöhter Deformationsfähigkeit sowie spezifische technische Lösungen für deren Verlegung eingesetzt.
Soziale und wirtschaftliche Bedeutung
Grundsatz des Östlichen Gasprogramms ist generell die vorrangige Gasversorgung russischer Verbraucher.
Trotz der erheblichen Erdgasressourcen liegt die Durchdringungsrate von Erdgas im Fernöstlichen Föderationskreis bei 13 Prozent, im Sibirischen Föderationskreis bei 6,8 Prozent, während sie sich insgesamt russlandweit auf 67,2 Prozent beläuft. In den für die Regionen Ostsibiriens und des Fernen Ostens entwickelten Generalschemas der Gasversorgung und des Ausbaus der Gasinfrastruktur ist ein komplexer Ansatz zum Ausbau der Erdgasinfrastruktur vorgesehen. Neben Erdgas aus dem Netz soll weitgehend verflüssigtes Erdgas für die autonome Gasversorgung verwendet werden.
Gazprom baut zur Entwicklung der Erdgasinfrastruktur Abzweigungen von Ferngasleitungen, Gasverteilerstationen und Gasleitungen zwischen den einzelnen Siedlungen. Verwaltungsbehörden in den Regionen sind für den Bau von Ortsnetzen und die Vorbereitung von Verbraucheranschlüssen zuständig.
Dank der Arbeit, die Gazprom leistet, gelangte Erdgas aus dem Netz nach Wladiwostok, Petropawlowsk-Kamtschatski, Juschno-Sachalinsk und in andere Ortschaften im Osten Russlands.
Der Aufbau der Gasversorgung ist ein mächtiger Ansporn für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Regionen und trägt zu einer Verbesserung der Umweltsituation bei.