Alexey Miller informierte Dmitry Medvedev über die Gazprom-Tätigkeit im Bereich der Importsubstitution und des Einsatzes digitaler Technologien
Mitteilung für die Medien
Heute fand ein Arbeitstreffen zwischen dem Ministerpräsidenten der Russischen Föderation, Dmitry Medvedev, und dem Vorstandsvorsitzenden der PAO Gazprom, Alexey Miller, statt.
Alexey Miller informierte Dmitry Medvedev über die Konzerntätigkeit im Bereich der Importsubstitution und des Einsatzes digitaler Technologien.
Redaktion der Gazprom-Website
Stenogramm
Dmitry Medvedev: Herr Miller, wir sprechen mit Ihnen meistens über solche für Gazprom üblichen Fragen wie Erfüllung von Verpflichtungen in Bezug auf Gaslieferungen und Verbraucherschulden, die zwangsläufig entstehen. Heute schlage ich Ihnen vor, einige andere Fragen zu besprechen, insbesondere das Thema, das mit dem Ersatz von Importen verbunden ist. Als Ministerpräsident leite ich die Kommission für Importsubstitution im Land. Es ist eine umfangreiche Arbeit, die wir bekanntlich in sämtlichen Geschäftsfeldern leisten. Gazprom ist ein sehr großer russischer Konzern, der eine Vielzahl von Objekten für Produktionszwecke importiert hat. Ich würde gern wissen, wie diese Arbeit derzeit bei Gazprom läuft, unter anderem meine ich damit auch den digitalen Bereich.
Alexey Miller: Gazprom arbeitet seit Jahren systematisch an der Importsubstitution. Laut Jahresergebnissen 2018 machte der Anteil heimischer Ausrüstung und materiell-technischer Ressourcen 99,7 Prozent der gesamten Anschaffungen aus. Was Rohre betrifft, so kaufen wir sie bereits seit mehreren Jahren zu 100 Prozent bei russischen Herstellern.
Die Arbeit an der Importsubstitution läuft in mehreren Richtungen. In erster Linie werden langfristige Verträge zum Kauf künftiger Waren abgeschlossen, woraufhin heimische Industriebetriebe sich zur Serienfertigung der Produkte im Rahmen des Programms der Importsubstitution verpflichten, während Gazprom die Nachfrage nach diesen Produkten garantiert und bereit ist, sie mittel- und langfristig zu kaufen.
Eine Form dieser langfristigen Verträge unter Beteiligung der Regierung sind spezifische Investitionsverträge, aufgrund derer das Ministerium für Industrie und Handel die gesamte Nachfrage nach der jeweiligen Produktart in der Öl- und Gasbranche generiert und den Industriebetrieben für die Fertigung dieser Produkte im Rahmen der Importsubstitution Subventionen gewährt.
Aus regionaler Sicht beruht unsere Arbeit auf Roadmaps, die wir bislang mit 22 russischen Regionen unterzeichnet haben. Die Regionalverwaltungen verpflichten sich, gesammelte Angebote regionaler Betriebe vorzulegen. Gazprom analysiert diese Angebote. In jüngster Zeit haben wir im Rahmen dieser 22 Roadmaps Angebote von 376 Betrieben analysiert. Dabei haben wir ein umfassendes Audit von 165 Betrieben vorgenommen. Infolge dieser Arbeit wurden über 500 Produktarten für den Einsatz an Gazprom-Objekten übernommen. In Fortführung des regionalen Aspektes der Zusammenarbeit haben wir derzeit zu 5 von den 22 Roadmaps dreiseitige Vereinbarungen unter Beteiligung des Ministeriums für Industrie und Handel unterzeichnet. Dem Ministerium für Industrie und Handel kommt genauso eine Bedeutung zu, wie in den spezifischen Investitionsverträgen: Es wird mit einbezogen, wenn es um Hilfestellung für die Betriebe, die als eventuelle Lieferanten definiert worden sind, und um Unterstützung seitens der Regierung sowie um Subventionierung geht.
Als sehr wichtiges Geschäftsfeld gilt die Lokalisierung von Ausrüstung, die bis vor Kurzem in Russland nicht hergestellt wurde, für die wir keine gleichwertigen heimischen Anlagen haben. Für Gazprom geht es in erster Linie um Ausrüstung in Sektoren, in denen wir gegenwärtig tätig werden. Wir haben bis vor Kurzem keine aktive Tätigkeit in Geschäftsfeldern wie Erdgasverflüssigung, Gasaufbereitung und Arbeiten auf dem Schelf ausgeübt. Aber die Zeit vergeht, und wir sind uns darüber im Klaren, dass Gazprom im Rahmen dieser Geschäftstätigkeit mittel- und langfristig Großprojekte bevorstehen werden. Wir nehmen gemeinsam mit heimischen Herstellern, in erster Linie mit Betrieben der Rüstungsindustrie die Arbeit an der Lokalisierung der Anlagenproduktion für diese Sektoren beizeiten auf.
Besonders hervorzuheben ist die Arbeit aufgrund von Vereinbarungen mit Betrieben der Rüstungsindustrie, insbesondere mit Betrieben des Staatskonzerns Rostec. Hier sollte das signifikante wissenschaftlich-technische Potential, über das die russischen Rüstungsbetriebe verfügen, betont werden. Im Rahmen der Vereinbarungen dient dieses wissenschaftlich-technische Potential der technologischen Entwicklung der Gasbranche.
Es ist bereits Tradition, dass wir im Rahmen des jährlichen Petersburger Internationalen Gasforums eine Messe veranstalten, auf der neue Ausrüstung, deren Produktion heimische Hersteller im Rahmen des Programms zur Importsubstitution aufgenommen haben, präsentiert wird. Die Messe findet seit drei Jahren statt. Im Oktober 2018 wurden auf dieser Messe über 1.500 neue Muster von Ausrüstung, die unsere Betriebe im Rahmen des Programms zur Importsubstitution herstellen, gezeigt. Eine absolute Mehrheit dieser Anlagen entspricht absolut dem weltweiten technologischen Stand. Einige von ihnen sind ihnen sogar in vieler Hinsicht um eine bzw. sogar zwei Generationen voraus. Somit werden Importe nicht nur ersetzt, sondern es erfolgt eine technologische Entwicklung der Gasbranche und unserer Industrie insgesamt.
Was die Digitalisierung betrifft, so arbeiten wir ebenfalls in diesem Geschäftsbereich. Dies trifft insbesondere auf die Digitalisierung von Verfahren für Gaslieferungen und auf den Einsatz der Distributed-Ledger-Technology zu. Derzeit wurde gemeinsam mit der Gazprombank der Prototyp für eine technologische Plattform entwickelt, die eine Automatisierung der Abläufe bei Abschluss, Überwachung und Erfüllung von Verträgen vorsieht. Dieses System setzt auch ein automatisches Schiedsverfahren und automatische Gasabrechnungen voraus. Das System ist für alle Vertragsteilnehmer verfügbar. Es ist gegen unberechtigten Zugriff und unberechtigte Abänderungen vollständig geschützt. Gazprom ist gegenwärtig bereit, Arbeiten zum Einsatz des Verfahrens für die automatische Begleitung von Gaslieferverträgen aufzunehmen. Anfangs wird diese Arbeit nur für Großverbraucher in der Industrie erfolgen.
Dmitry Medvedev: Das, was Sie erwähnt haben, gilt derzeit als relevanter Faktor für die Entwicklung der russischen Industrie: Herstellung russischer Produkte bzw. Muster, die ähnliche ausländische Produkte übertreffen, und die Anwendung moderner digitaler Technologien. Ich meine hiermit sowohl Technologien wie das Internet der Dinge als auch Technologien, die als Distributed-Ledger-Technology bzw. Blockchain bezeichnet werden. Wobei es um die absolut konkrete Anwendung einer modernen fortgeschrittenen Technologie geht, worüber heute sehr viel gesprochen und geschrieben wird, aber zuweilen nicht ganz klar ist, wo man sie „ausprobieren“ und auf welche Weise man sie einsetzen kann. In diesem Fall kann Ihr Beispiel auch von anderen Unternehmen übernommen werden, die auf die eine oder andere Weise dies ins Auge fassen. Insbesondere, wenn es sich um eine große Anzahl von Verbrauchern und Standardbedingungen für deren Abfertigung geht, begleitet von Qualitätskontrolle, Erfüllung beiderseitiger Verpflichtungen und notfalls sogar unter Anwendung von Haftungsmaßnahmen. Ich glaube, diese Technologie hat keine schlechten Chancen in unserer Industrie und in der Tätigkeit von Unternehmen wie Gazprom.