Alexey Miller spricht auf dem Internationalen Wirtschaftsforum 2014 in Sankt Petersburg
Beitrag von Alexey Miller in der Plenarsitzung zum Thema „Veränderungen in der Geographie des globalen Gasmarktes“, Internationales Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg, den 23. Mai 2014
Die Bezeichnung unserer Diskussion – „Veränderungen in der Geographie des globalen Gasmarktes“ – enthält einen gewissen Widerspruch, gibt es doch gar keinen globalen Markt. Es kann nur einen globalen Markt geben, es gibt aber drei Megamärkte und mehrere Großmärkte. Zu diesen drei Megamärkten zählen ganz gewiss der Markt Europas, der Markt Nordamerikas und der Markt der Länder der Asiatisch-Pazifischen Region.
Das Fehlen eines globalen Marktes bedeutet jedoch keineswegs, dass es keine globalen Gesellschaften gibt. Globale Gesellschaften gibt es sehr wohl – Gesellschaften, die auf mehreren Megamärkten, die auf den Großmärkten operieren. Für mich ist es sehr erfreulich, leitende Vertreter dieser Art von Unternehmen hier in diesem Saal zu sehen – es sind dies die GDF SUEZ und auch Shell. Selbstverständlich ist Gazprom gleichfalls ein globales Unternehmen – wir sind in 51 Ländern der Welt tätig.
Wissen Sie, noch vor zehn Jahren bekamen wir von Experten und Analytikern zu hören, es würde nicht mehr lange dauern, noch ein Weilchen, noch ein ganz kleines Bisschen – und verflüssigtes Erdgas werde den Gasmarkt in einen globalen Markt verwandeln. Das ist aber nicht geschehen.
Wissen Sie, noch vor zehn Jahren bekamen wir von Experten und von Analytikern zu hören, es würde nicht mehr lange dauern, noch ein Weilchen, noch ein ganz kleines Bisschen – und verflüssigtes Erdgas werde den Gasmarkt in einen globalen Markt verwandeln. Das ist aber nicht geschehen. Am interessantesten ist dabei, dass der Anteil von verflüssigtem Erdgas an der Struktur der globalen Gasbilanz sich innerhalb der letzten – ziemlich langen – Periode überhaupt nicht geändert hat. Das Verhältnis von LNG zu Pipelinegas hält sich bereits über längere Zeit auf dem Niveau von 30 Prozent. Ich glaube, wir tippen nicht falsch, wenn wir davon ausgehen, dass dieses Strukturverhältnis auch in mittelfristiger Perspektive erhalten bleibt.
Weshalb gibt es keinen globalen Markt, weshalb gibt es etliche Megamärkte und mehrere Großmärkte? In erster Linie liegt es daran, dass diese Märkte jeweils eine eigene Ressourcenbasis besitzen und die wirtschaftliche Situation auf diesen Märkten jeweils unterschiedlich ist. Wir müssen dabei feststellen, dass die Preistrends auf diesen Märkten im letzten Jahrzehnt auseinander gehen – es sind drei Märkte und drei unterschiedliche Preistrends, wobei die Spreads zwischen diesen Märkten wachsen. Betrug vor 2008 der Spread zwischen den Megamärkten etwa rund 100 Dollar, so sind es jetzt, nach der Krise, bereits 500 Dollar.
Ich darf die Annahme äußern, dass die Tendenz, die wir heute beobachten – wir beobachten diese Tendenz aber am zunehmend dominierenden Markt der Asiatisch –Pazifischen Region – bestehen bleibt. Gerade der Markt der Asiatisch-Pazifischen Region ist nicht nur der größte, nicht nur der dominierende Markt, sondern gerade der Markt der Asiatisch-Pazifischen Region beeinflusst den Markt Europas, beeinflusst den Markt Nordamerikas, beeinflusst die großen regionalen Märkte.
Die Auswirkungen der Durchsetzung des Spot-Bewusstseins auf dem europäischen Markt, negative Auswirkungen sind da und sie sind augenscheinlich.
Der Markt Europas, der Gasmarkt der Europäischen Union
Dieser Markt wird vom Spot-Bewusstsein beherrscht. Die Prioritäten gebühren kurzfristigen Vorteilen, der Marge aus Trading-Geschäften zum Nachteil langfristiger Verträge, zum Nachteil zuverlässiger und stabiler Lieferungen, die durch die Bindung langfristiger Verträge an eine zuverlässige Ressourcenbasis gesichert werden. Dieses Spot-Bewusstsein birgt sehr große Risiken für den Gasmarkt Europas in sich. Die Auswirkungen der Durchsetzung des Spot-Bewusstseins auf dem europäischen Markt, negative Auswirkungen sind da und sie sind augenscheinlich.
Es sei in erster Linie festgestellt, dass die von der EU insgesamt verfolgte Politik des Zurückdrängens von Erdgas, die Politik, die auf steigende Energieerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen abzielt, gewisse ernsthafte Strukturwandlungen auf dem Gas- und dem Energiemarkt Europas herbeigeführt hat.
Nichtsdestotrotz bleibt das erforderliche Volumen der Gasimporte nach Europa nach wie vor unverändert – es sind dies 300 bis 320 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Ausschlaggebend ist hier einerseits der Rückgang der eigenen Gasförderung in Ländern der Europäischen Union – das sind die Niederlande, das ist Deutschland, das ist Großbritannien, das ist ein solcher traditioneller Gaslieferant wie Norwegen. Dies zum einen. Zum anderen sind es die sinkenden Liefermengen aus Nordafrika, Algerien, Ägypten, Katar und dem Nahen Osten.
Die Zahlen, die momentan die Situation auf dem LNG-Markt in Europa veranschaulichen, sind schlichtweg grauenerregend: Die LNG-Regasifizierungsterminals, die mit einer summarischen Kapazität von mehr als 100 Millionen Tonnen gebaut wurden, sind lediglich zu 22 Prozent ausgelastet.
Grundsätzlich hat der europäische Markt durch die Spot-Philosophie, durch die Spot-Strategie Europas – es gibt, wissen Sie, das russische Sprichwort „Wofür gekämpft, daran gescheitert“ – den Wettbewerb um das Welt-LNG verloren. Die Zahlen, die momentan die Situation auf dem LNG-Markt in Europa veranschaulichen, sind schlichtweg grauenerregend: Die LNG-Regasifizierungsterminals, die mit einer summarischen Kapazität von mehr als 100 Millionen Tonnen gebaut wurden, sind lediglich zu 22 Prozent ausgelastet. Ich darf Sie darauf hinweisen, dass die LNG-Regasifizierungsterminals in Europa 2003 zu 90 Prozent ausgelastet waren. Im vorigen Jahr, 2013, kaufte Europa weniger LNG als 2003.
Es fragt sich nun, wie ist das passiert? Es fragt sich, was für Faktoren liegen dieser Tendenz zugrunde? Dies ist aber ein sehr simpler Faktor, einer von den Faktoren: die Schaffung von Spot-Handelsbörsen, der Versuch, deren Liquidität durch verflüssigtes Erdgas aus dem Nahen Osten zu sichern.
Das heißt, Europa hat verloren, es hat im wahrsten Sinne des Wortes die Konkurrenz um verflüssigtes Erdgas verloren.
Doch was haben wir gesehen? Wir sahen ein ganz anderes Bild. Die bekannten Vorgänge in Japan, die bekannten Tendenzen in Asien, wesentliche Preisdifferenzen in Europa und auf dem asiatischen Markt – und schon strömte LNG aus Nahost in riesigen Mengen von den Regasifizierungsterminals in Europa auf den asiatischen Markt. Im vorigen Jahr gingen die LNG-Lieferungen aus dem Nahen Osten um mehr als 30 Prozent zurück. Vor allem aber steht weiterer Rückgang der LNG-Liefermengen aus dieser Region nach Europa im Voraus fest. Das heißt, Europa hat verloren, es hat im wahrsten Sinne des Wortes die Konkurrenz um verflüssigtes Erdgas verloren.
Wenn wir von den europäischen Preistrends sprechen, so ist vollkommen klar, dass Europa sich keine hohen Gaspreise leisten kann – die wirtschaftliche Lage lässt es nicht zu.
Und wir sehen, dass diese Tendenz des wachsenden Volumens des Imports von russischem Gas auf den europäischen Markt nur fortbestehen wird.
Aber wenn wir davon sprechen, wie sich das alles auf Gaslieferungen aus Russland ausgewirkt hat, kann ich sagen, dass es sich nur günstig ausgewirkt hat. Das vorige Jahr war ein Rekordjahr in der gesamten Geschichte der Gasindustrie der UdSSR, in der gesamten Geschichte von Gazprom hinsichtlich der Gasmengen, die ins ferne Ausland exportiert wurden. Wir lieferten 162,7 Milliarden Kubikmeter Gas. Diese Tendenz dauerte auch im ersten Quartal 2014 fort. Der Zuwachs im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres machte 6,6 Prozent aus. Diese Tendenz kann uns selbstverständlich nur freuen. Und wir sehen, dass diese Tendenz des wachsenden Volumens des Imports von russischem Gas auf den europäischen Markt nur fortbestehen wird.
Im vorigen Jahr betrug der Gazprom-Anteil am europäischen Gasmarkt 30 Prozent. Dabei macht der Anteil von Gazprom an dem von Europa importierten Gasvolumen bereits rund zwei Drittel aus. Russland war und bleibt zweifelsohne für die EU der Gaslieferant Nummer eins. Die Rolle russischer Gaslieferungen, die Rolle von Gazprom-Lieferungen auf den europäischen Markt wird nur wachsen.
Der Markt der Vereinigten Staaten von Amerika
Aber auch Amerika hat den Wettbewerb mit der Asiatisch-Pazifischen Region um verflüssigtes Erdgas ebenso verloren wie Europa. Die Nutzung von Schiefergas ist in Wirklichkeit für den nordamerikanischen Markt eine absolute Notlösung.
In den 2000er Jahren wurden in den USA aktiv LNG-Regasifizierungsterminals errichtet. Die Kapazität der in den USA gebauten Regasifizierungsterminals beträgt ebenfalls rund 100 Millionen Tonnen. Aber auch Amerika hat den Wettbewerb mit der Asiatisch-Pazifischen Region um verflüssigtes Erdgas ebenso verloren wie Europa. Die Nutzung von Schiefergas ist in Wirklichkeit für den nordamerikanischen Markt eine absolute Notlösung.
Das hat mehrere Ursachen. Die erste, ausschlaggebende, Ursache liegt darin, dass die Vorräte in der Ressourcenbasis der USA zurückgehen. Die zweite Ursache sind die sinkenden Mengen herkömmlicher Erdgasförderung. LNG kommt auf den amerikanischen Markt nicht – die Preise der Vereinigten Staaten sind nicht wettbewerbsfähig. Es bleibt nur noch nichttraditionelle Förderung übrig. Nichttraditionelle Förderung bedeutet aber Schiefergas.
Obwohl die USA einer der größten Gasproduzenten der Welt sind, sind sie ein Netto-Importeuer. Riesige Mengen an Pipelinegas kaufen die USA in Kanada ein. Schiefergas hat den Markt der USA in keinen sich selbst genügenden Markt verwandeln können. Der Markt der USA ist der Markt eines Netto-Importeurs.
Was ist Gewinnung von Schiefergas? Das ist, wie wenn Sie ans Ufer eines Sees kommen und die Möglichkeit haben, einen Eimer Wasser aus diesem See zu schöpfen – das ist die Förderung von Erdgas aus einem Gasvorkommen. Es wird schlichtweg aus der Gaskappe abgepumpt. Eine andere Möglichkeit ist es, einen Stein zu nehmen, einen Kieselstein, der am Seeufer liegt, und aus diesem Stein Wasser zu pressen. Die Förderung von Schiefergas ist Herauspressen von Wasser aus einem Stein. Wie Sie wohl begreifen, sind die wirtschaftlichen Resultate des ersten und des zweiten Verfahrens schlicht und einfach nicht vergleichbar. Die Möglichkeit, Schiefergas auf dem Markt anzubieten, ist durch Zuschüsse durch gleichzeitige Erdöl- und Kondensatgewinnung gewährleistet. Die Förderung von Erdgas in den USA, sein Anteil wird zurückgehen. Es wird erforderlich werden, Schiefergas in wachsenden Mengen zu gewinnen. Vor allem bleibt für die Vereinigten Staaten aber die Aufgabe aktuell, ein sehr großes Volumen an Importen von Pipelinegas, unter anderem aus Kanada, aufrecht zu erhalten. Obwohl die USA einer der größten Gasproduzenten der Welt sind, sind sie ein Netto-Importeuer. Riesige Mengen an Pipelinegas kaufen die USA in Kanada ein. Schiefergas hat den Markt der USA in keinen sich selbst genügenden Markt verwandeln können. Der Markt der USA ist der Markt eines Netto-Importeurs.
Bei alldem existieren Pläne – einige Projekte werden umgesetzt – für den Bau von Gasverflüssigungsterminals zwecks Export auf Weltmärkte. In erster Linie wäre festzustellen, dass derartige Projekte in starkem Maße zeigen, dass es sich um Projekte eines abschließenden, bilanzierenden Marktlieferanten handelt. Dies zum einen. Zum anderen bedeutet das Angebot von LNG aus diesen Terminals eine Konservierung, ich betone es, eine Konservierung der Differenz, jener Spreads, die heute zwischen den Megamärkten, zwischen den großen regionalen Märkten hinsichtlich der Differenz bei den Kosten der Verflüssigung und der Beförderung von LNG aus den USA bis zu diesen Märkten existieren. Dabei wäre festzustellen, dass das an die Henry-Hub-Preise gebundene Modell für die Verbraucher wesentliche Risiken mit sich bringt, da ja alle Preisrisiken im Modell der Bindung an Henry Hub auf den Endverbraucher verlagert werden. Und ich kann sagen, dass ein anderes Modell – der Abschluss langfristiger Verträge über große Mengen mit Öldiscount- Preisen in diesem Kontext einen sehr großen Vorteil besitzt.
Der Markt der Asiatisch–Pazifischen Region
Die Wachstumsraten des Verbrauchs auf dem Gasmarkt der Asiatisch-Pazifischen Region sind einfach verblüffend. Der Gasverbrauch in China stieg 2013 gegenüber 2012 um 16 Prozent.
Dies ist momentan der aufnahmefähigste, der dynamischste, der aussichtsreichste Markt. Die Wachstumsraten des Verbauchs auf dem Gasmarkt der Asiatisch-Pazifischen Region sind einfach verblüffend. Der Gasverbrauch in China stieg 2013 gegenüber 2012 um 16 Prozent. Man muss feststellen, dass diese Tendenz fortbesteht, und die Zahlen, die der russische Energieminister Alexander Novak in seinem Beitrag nannte, dass diese Zahlen in der Tat schlechthin beeindruckend sind. In sehr naher Zukunft wird der Gasverbrauch in China den Stand von 400 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr erreichen. Dabei sollte festgestellt werden, dass auf dem Markt der Asiatisch-Pazifischen Region, auf dem Markt Chinas grundlegende Faktoren wirken, die diese Tendenz stützen. Dies sind zum einen wirtschaftliche und zum anderen ökologische Faktoren. Die Entstehung riesiger Megastädte mit einer Bevölkerung von mehr als 25 Millionen Menschen in der Asiatisch-Pazifischen Region hat das Problem der Energiegewinnung aus Kohle ausgesprochen akut werden lassen. Es wurden hervorragende moderne Wolkenkratzer gebaut, in diesen Städten wurde eine ultramoderne Verkehrsinfrastruktur geschaffen – eine solche Infrastruktur und solche Wolkenkratzer, von denen heute weder Amerika noch Europa hätten träumen können. Dies ist tatsächlich das letzte Wort. Doch Sie wissen, dass im Laufe einer recht beachtlichen Anzahl von Tagen im Jahr nichts davon zu sehen ist. Über den Städten hängt Kohlendunst, sodass in erster Linie eben diese großen Megastädte der Asiatisch-Pazifischen Region zu Großverbrauchern von Gas werden.
Die Asiatisch-Pazifische Region hat den Wettbewerb um das LNG gewonnen, und momentan entfallen 75 Prozent des gesamten LNG-Marktes auf den Asiatisch-Pazifischen Markt. Man kann momentan mit absoluter Gewissheit behaupten, dass die hohen Gaspreise und jene Dynamik, die in dieser Region nach wie vor anhält, wie auch der Spread gegenüber den anderen Märkten in kurz- wie in mittel- und sogar langfristiger Perspektive erhalten bleiben. Dabei möchte ich auch feststellen, dass die Partner aus der Asiatisch-Pazifischen Region auf dem Markt sehr mobil sind, was die Beschaffung von riesigen, ja einfach kolossalen Mengen und großdimensionierten Verträgen für ihr Portfolio angeht.
Die Asiatisch-Pazifische Region hat den Wettbewerb um das LNG gewonnen, und momentan entfallen 75 Prozent des gesamten LNG-Marktes auf den Asiatisch-Pazifischen Markt.
Hier will ich nun ein paar Worte zu dem Vertrag sagen, der in China unterschrieben wurde, und zu dem Platz, den Gazprom auf dem so genannten globalen Markt einnimmt.
Gazprom ist momentan die Nummer eins in Bezug auf das Fördervolumen, Transportvolumen und die Mengen der Gaslieferungen auf den Markt. Dies ist das Unternehmen Nummer eins im Gasgeschäft. Ein Unternehmen, das mit zu den Spitzenreitern des Weltenergiemarktes gehört, denn Gazprom – das sind auch noch Erdöl und Erdölprodukte, und das ist auch noch Elektroenergie. Für uns bleibt ganz gewiss nach wie vor Europa der Markt Nummer eins. Ich sagte schon, dass wir im vorigen Jahr einen Rekord aufgestellt, nämlich die bisher größte Gasmenge in die EU exportiert haben. Ausschlaggebend ist aber, dass die Ressourcen Russlands ausreichen, um in die EU, wie übrigens auch nach Asien, so viel Gas zu liefern, wie der Markt verlangt. Wenn es um Europa geht, so sind wir stolz, nach wie vor ein zuverlässiger Lieferant zu sein. Wir haben diesen Ruf in den über 40 Jahren unserer Lieferungen erworben, wir hüten diesen Ruf sehr sorgfältig und werden alles daran setzen, diesen Ruf auch aufrecht zu erhalten.
Ausschlaggebend ist aber, dass Russlands Ressourcen ausreichen, um in die EU, wie übrigens auch nach Asien, so viel Gas zu liefern, wie der Markt verlangt.
Buchstäblich vor einem Tag fand ein wirklich historisches Ereignis statt. Es ist ein Ereignis von epochaler Tragweite. Wir – Russland, Gazprom – haben für uns den asiatischen Gasmarkt erschlossen. Es sei dabei festgestellt, dass wir ihn gleich mit dem größten Vertrag in der Geschichte der Gasindustrie der UdSSR, in der Geschichte von Gazprom – einem Vertrag über 38 Milliarden Kubikmeter Gas – erschlossen haben. Derart große Verträge mit einem einzelnen Land hatte es bei uns nie gegeben. Der Vertragswert beträgt 400 Milliarden Dollar, und ich kann sagen, indem ich eine weitere russische Redensart etwas umformuliere: In Europa kann man derartige Verträge – über 400 Milliarden Dollar – einfach so nicht kriegen. Derartige Verträge existieren in Europa einfach von der Natur her nicht. 38 Milliarden Kubikmeter Gas in jedem Jahr des Vertragsbestands – das ist summarisch über 30 Jahre eine Menge, die dem Jahresvolumen des gesamten Welthandels mit Erdgas gleichkommt. Dies soll veranschaulichen, was das für Dimensionen sind. Vor allem aber ist China binnen eines Tages hinsichtlich der Verbrauchsmenge auf das Niveau unseres größten Abnehmers, unseres zuverlässigen Partners – Deutschlands – hinaufgestiegen. Deutschland hat, um auf solche Mengen zu kommen – und im vorigen Jahr hat es von uns etwas mehr als 40 Milliarden Kubikmeter gekauft – mehr als 40 Jahre gebraucht. China kam binnen eines Tages auf diese Menge. Wenn wir die Prognose aufstellen, welche Mengen China von Russland in 40 Jahren kaufen kann, so werden diese Mengen, wie Sie begreifen, ganz gewiss nicht nur größer als unsere Lieferungen nach Deutschland, sondern wohl auch wesentlich größer als die Mengen der Gaslieferungen in die EU sein.
Wir haben bereits festgestellt, dass Europa und die EU den Wettbewerb um das Welt-LNG verloren haben. Gestern startete ein neuer Wettbewerb – der Wettbewerb um russische Gasressourcen.
Was kann der geschlossene Vertrag beeinflussen und wie? Man kann vermuten, dass der Abschluss dieses Vertrags sich auf die Preise auf dem europäischen Markt auswirken wird. Dies zum einen. Zum anderen begann gestern ein Wettbewerb um russische Gasressourcen. Wir haben bereits festgestellt, dass Europa und die EU den Wettbewerb um das Welt-LNG verloren haben. Gestern startete ein neuer Wettbewerb – der Wettbewerb um russische Gasressourcen. Dieser Vertrag, dieses Geschäft wird sich zweifelsohne auf die überaus kostspieligen Projekte der LNG-Erzeugung in Ostafrika, in Australien, in Westkanada auswirken. Deswegen ist der mit China unterschriebene Vertrag nicht nur unser größtes Geschäft mit unseren Nachbarn, nicht nur der größte Vertrag in der gesamten Geschichte von Gazprom, sondern es ist auch ein Vertrag, der die Gasmärkte beeinflussen wird.
Zum Abschluss darf ich nochmals an den Satz erinnern, den wir oft wiederholen: Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert des Erdöls, das 21. Jahrhundert ist ein Jahrhundert von Erdgas.