GASPIPELINE

Nord Stream

Gaspipeline, die eine Direktverbindung zwischen Russland und Europa herstellt
Kilometer
Milliarden Kubikmeter Gas jährlich
Kapazität der beiden Stränge
1.224
Kilometer
55
Milliarden Kubikmeter Gas jährlich
Kapazität der beiden Stränge

Nord Stream ist eine Exportpipeline für Gaslieferungen aus Russland nach Europa durch die Ostsee. Seit über zehn Jahren gewährleistete die Pipeline höchst zuverlässige russische Gaslieferungen nach Europa, indem sie Transitländer umging.

Zahlen und Fakten

Kapazität der beiden Stränge: 55 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich

Länge: 1.224 Kilometer

Betreiber der Nord Stream: die Nord Stream AG

Umsetzung des Projekts

2000–2006

Im Dezember 2000 wurde dem Projekt Nord Stream durch Beschluss der EU-Kommission der Status eines Transeuropäischen Netzes (TEN) verliehen, der 2006 bestätigt wurde. Damit ist Nord Stream zu einem Schwerpunktprojekt für die Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung und zuverlässigen Energieversorgung in Europa geworden.

2010–2012

Im April 2010 wurde in der Ostsee mit dem Bau der Gaspipeline Nord Stream begonnen. Im November 2011 wurde der erste und im Oktober 2012 der zweite Strang der Nord Stream in Betrieb genommen.

Bau der Gaspipeline Nord Stream. Rohrlegeschiff Solitaire
Bau der Gaspipeline Nord Stream. Rohrlegeschiff Solitaire

Bau der Gaspipeline Nord Stream. Rohrlegeschiff Solitaire

In die Nord Stream wurde Gas durch die Verdichterstation Portowaja gepumpt. Von ihrer Gesamtleistung her (366 Megawatt) ist sie weltweit ein einzigartiges Objekt der Gasbranche.

2022

Im September 2022 wurde an den Pipelines Nord Stream und Nord Stream 2 eine Sabotage organisiert, infolge deren den europäischen Ländern eine der Hauptrouten für die Lieferung von der wichtigsten Energieressource auf unbestimmte Zeit entzogen wurde. Seit vielen Jahren hat diese Ressource die Energiesicherheit in der EU gewährleistet.

Technologien

Für die Nord Stream kamen Rohre mit einem Durchmesser von 1.220 Millimetern zum Einsatz. Der Druck in der Gaspipeline betrug am Ausspeisepunkt aus der an der russischen Küste gelegenen Verdichterstation Portowaja 220 bar (220 Kilogramm pro Quadratzentimeter) und am Einspeisepunkt in Deutschland 106 bar.

Bevor Nord Stream gebaut wurde, gab es weltweit keine Pipelines, durch die Gas auf 1.224 Kilometer Entfernung ohne jegliche Kompressoren transportiert werden konnte.

Darüber hinaus wurde ein Druckvorrat an der deutschen Küste geschaffen, denn in Greifswald gibt es ebenfalls keine Verdichterstation. Somit reichte die Energie nicht nur dazu aus, um das Gas durch die Ostsee ohne zusätzliche Verdichterstationen zu liefern, sondern um es auch noch 100 Kilometer über Festland zu transportieren.

Der Stahl, der im Rahmen des Projekts für die Fertigung von Rohren verwendet wurde, ist einzigartig. Den Stahlwerken ist es nicht gleich gelungen, ein Material mit einem derartigen Festigkeits- und Elastizitätsgrad herzustellen. Die Innenflächen der Rohre wurden zudem auf eine Weise bearbeitet, dass die Rauheit des Metalls unter sechs Mikron liegt. Ein Mikron beträgt einen Tausendstel Millimeter. Um so einen Kennwert zu erreichen, wird ein Rohr zunächst mechanisch poliert. Anschließend wird auf das Metall eine spezielle glatte Kunststoffbeschichtung aufgetragen.

Fertigung von Rohren für die Gaspipeline Nord Stream
Fertigung von Rohren für die Gaspipeline Nord Stream

Fertigung von Rohren für die Gaspipeline Nord Stream

Dank den für dieses Projekt verwendeten Stoffen, Technologien und Lösungen konnte mit einem störungsfreien Betrieb der Gaspipeline mindestens im Laufe von 50 Jahren gerechnet werden.

Nach dem Projekt ist die Offshore-Gaspipeline im Betrieb nicht allzu kostspielig. Deren Zustand kann durch spezielle Molche kontrolliert werden, die in Russland ins Rohr einzuschleusen und in Deutschland zu entnehmen sind. Jeder von diesen sogenannten intelligenten Molchen stellt eine große Rechenzentrale dar. Die Gaspipeline ist dermaßen konstruiert, dass so ein Molch sie ungehindert passieren kann: Ihr Innendurchmesser, der millimetergenau berechnet ist, beträgt über den gesamten Verlauf der Trasse 1.153 Millimeter.

Inspektion von der Gaspipeline Nord Stream mit intelligenten Molchen
Inspektion von der Gaspipeline Nord Stream mit intelligenten Molchen

Inspektion von der Gaspipeline Nord Stream mit intelligenten Molchen

Der Außendurchmesser wird hingegen, je weiter von der russischen Küste entfernt, allmählich immer geringer und ist dem sinkenden Gasdruck angepasst. Im Verlauf der ersten 300 Kilometer muss das Rohr einem Druck von 220 bar standhalten. Über weitere fast 500 Kilometer liegt der Druck bei 200 bar und ferner bei 170 bar. An jedem dieser Abschnitte ist die Wand der Gaspipeline unterschiedlich dick – zwischen 34 und 27 Millimetern. Diese Aufteilung in einzelne Segmente ermöglichte es, die Kosten für die Herstellung von Rohren zu senken, ohne deren Zuverlässigkeit dadurch zu gefährden.

Auf die Außenseite des Rohrs wurde eine spezielle Antikorrosions- und Betonbeschichtung aufgetragen. Die Betonbeschichtung wird aus hochdichtem Eisenerz gefertigt, das zerkleinert, mit Zement vermischt und auf das Rohr aufgetragen wird. Im Endeffekt erhält das Rohr eine bewehrte spiralförmige Hülle, die mit Beton ausgefüllt ist, und wird anschließend 24 Stunden lang in speziellen Tunnels mit Dampf behandelt. Die Betonhülle ermöglicht es, gleich mehreren Aufgaben gerecht zu werden. Zum einen hält sie die Gaspipeline am Meeresgrund und fixiert das Rohr, damit es von der Strömung nicht fortgetrieben wird. Zum anderen dient sie als Abdichtung.

Betrieb, in dem die Betonbeschichtung aufgetragen wird
Betrieb, in dem die Betonbeschichtung aufgetragen wird

Betrieb, in dem die Betonbeschichtung aufgetragen wird

Die Umsetzung des Projekts Nord Stream war für die Entwicklung der russischen Rohrindustrie förderlich. Die Herstellung von Rohren mit großem Durchmesser für den ersten Strang der Gaspipeline übernahmen das Metallwerk Wyksa (25 Prozent) und der deutsche Konzern Europipe (75 Prozent). Die Rohre für den zweiten Strang wurden von OMK (25 Prozent), Europipe (65 Prozent) und der japanischen Sumitomo (10 Prozent) gefertigt.

Umwelt

Nord Stream stellt ein transnationales Projekt dar. Ihr Bau erfolgte nach Maßgabe der internationalen Abkommen und nationalen rechtlichen Regelungen der jeweiligen Länder, durch deren Hoheitsgewässer und/oder Ausschließliche Wirtschaftszone die Gaspipeline verläuft.

Die Ostseegewässer entlang der Nord-Stream-Route wurden vor Baubeginn gründlich untersucht. Die Gaspipeline-Route wurde soweit möglich als gerade Linie ausgelegt und dabei maßgeblichen Navigationsrouten, ökologisch empfindlichen Gebieten und anderen Sonderzonen angepasst.

Untersuchung des Ostseegebietes entlang der Nord-Stream-Route

Untersuchung des Ostseegebietes entlang der Nord-Stream-Route

Der Bau der Nord Stream erfolgte nach Maßgabe der strengsten Umweltnormen und gefährdete nicht das Ökosystem der Ostsee. Um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, wurden die Bauarbeiten während der Laichzeit der Heringe und der Rast von Zugvögeln in diesen Gegenden unterbrochen.

Insgesamt untersuchten Forschungsschiffe mehr als 40.000 Kilometer Meeresgrund, um dessen Relief und Bodenablagerungen zu prüfen sowie nach Munition und Objekten des Kulturerbes zu suchen. Experten prüften im Detail die chemische Zusammensetzung des Wassers entlang der Gaspipeline-Route sowie die Meeresflora und –fauna. Die dabei erhobenen Ergebnisse wurden in einer Studie zur Umweltverträglichkeitsprüfung ausgewertet, die den staatlichen Behörden aller Ostsee-Anrainerstaaten samt Antragsunterlagen im Genehmigungsverfahren vorgelegt wurde.